Unter diesem Titel hat Helga Pregesbauer, in Floridsdorf lebende Historikerin, die sich viel mit dem so genannten „Schwedischen Modell“ beschäftigt hat, einen lesenswerten offenen Brief an die Bezirkspolitiker Holawatsch (ÖVP) und Papai (SPÖ) verfasst.
Es geht wie bei uns im Stuwerviertel um die Art und Weise, wie auf dem Rücken anderer Stimmung und Politik gemacht wird.
:: Spät abends. An der Augartenbrücke. :: Soldat kommt pfeifend, will nach Hause. DirneKomm, mein schöner Engel. Soldat wendet sich um und geht wieder weiter. DirneWillst du nicht mit mir kommen? SoldatAh, ich bin der schöne Engel? DirneFreilich, wer denn? Geh, komm zu mir. Ich wohn‘ gleich in der Näh‘. SoldatIch hab‘ keine Zeit. Ich muß in die Kasern‘! DirneIn die Kasern‘ kommst immer noch zurecht. Bei mir is besser. Soldat ihr naheDas ist schon möglich.
Wien 1903. Arthur Schnitzler veröffentlicht den «Reigen».
Wien 2014. Nach diversen Informationsveranstaltungen mit Sexarbeiterinnen, mit Expertinnen und Menschenrechtsaktivistinnen setzt das Stuwerkomitee ein weiteres Zeichen gegen die anhaltende Entrechtung und Kriminalisierung der Sexarbeiter_innen und führt eine neue Perspektive in die Debatte:
steh zu deiner Geschichte und deinen Traditionen Wien!
Die hochqualifizierte Arbeit der süßen Mädels und der strengen Damen, der holden Nymphen und der willigen Sklav_innen, der galizischen Französinnen und der bulgarischen Griechinnen soll nicht schamhaft verlogen verdrängt oder als Skandal betrachtet werden wie lange Zeit auch Schnitzlers Reigen, einige Bilder Klimts und Schieles oder die frivole Männerphantasie «Josefine Mutzenbacher». Erkennen wir nicht nur kulturelle Beiträge von Männern zum Rotlichtmilieu als Kunst und Teil unserer Kunst an, würdigen wir auch die Arbeit und kulturellen Leistungen der Dirnen selbst als wesentlichen Beitrag zur Geschichte und Kultur Wiens.
Wir fordern, Sexarbeit im Stuwerviertel und der Pratergegend zum UNESCO-Weltkulturerbe zu erklären!
Zu diesem Anlass lädt das Stuwerkomitee zu einer prominent besetzte Podiumsdiskussion zur lange zurückreichenden Kulturgeschichte der Sexarbeit im Stuwerviertel und der Umgebung des Praters.
Am Mi, 14.5. ab 20.15 in der Arenabar in der Margaretenstrasse 117, 1050 Wien
Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem LEFÖ und direkt im Anschluss an das LEFÖ-Bildungsseminar: Sexarbeiterinnen in Europa statt.
♥ Wie veränderte sich im Laufe der Jahrzehnte und Jahrunderte das Geschäft mit Liebesdiensten?
♥ Wie regelten und regeln die Behörden die Berufsausübung der Sexarbeiter_innen?
♥ Wie hat dieses Gewerbe die Stadt und ihre Kultur geprägt?
♥ Wie unterliefen und unterlaufen die Beteiligten die immer wieder diskriminierenden Gesetze und Verwaltungsvorschriften?
♥ Welche Fähigkeiten und Kompetenzen waren damals und sind heutzutage erforderlich für diesen Beruf?
♥ Und wie müssten Rahmenbedingungen bestellt sein, die dafür sorgen, dass Sexarbeit selbstbestimmt und sicher ausgeübt werden kann?
Eine Podiumsdiskussion im Rahmen der Kampagne «Lieber Rotlicht statt Blaulicht» des Stuwerkomitees und in Zusammenarbeit mit dem LEFÖ.
Davor am 14.5. von 16.00 bis 20.00 Uhr in der IG Architektur, Gumpendorferstraße 63b, 1060 Wien das LEFÖ-Bildungsseminar „Sexarbeiterinnen in Europa“ (pdf Folder): Wer bestimmt? Wer definiert? Selbstbestimmung oder Diktat? Werfen wir einen Blick auf die politischen Entwicklungen in Europa bezüglich Sexarbeit! NGO-Vertreterinnen nehmen Bezug und diskutieren gemeinsam mit Ihnen.
Der Veranstaltungsort der Arenabar ist in angenehmer Gehentfernung vom Workshop aus zu Fuß erreichbar.
„Darum entschied man sich, gemäß dem für die ausklingende Donaumonarchie so symptomatischen Leitgedanken aus Johann Strauss’ Fledermaus »Glücklich ist, wer vergisst, was nicht mehr zu ändern ist«, dazu, den schönen und guten Schein zu wahren: Man setzte nur solche Maßnahmen, die von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt durchgeführt werden konnten, und deren wichtigste das bereits erwähnte, 1873 im Rahmen eines Polizeitstatuts eingeführte Gesundheitsbuch war. Eine international bewährte, übrigens in Pest-Buda längst eingeführte, Maßnahme, nämlich die zwangsweise Kasernierung aller Prostituierten in behördlich überwachten Bordellen, war in Wien eben wegen ihrer Offensichtlichkeit nicht durchsetzbar. In einer skurrilen Zweckallianz waren sich in dieser Frage sogar reaktionäre Katholiken und liberale Frauenrechtlerinnen einig. Während die Kirche öffentliche Bordelle deshalb ablehnte, weil sie darin ein sichtbares Eingeständnis des Sittenverfalls sah, verfochten die Feministinnen rund um Mayreder und der Sozialdemokratin Auguste Fickert den sog. Abolitionismus, der gegen jede Art von Reglementierung der Prostitution auftrat. Die Abolitionisten vertraten die Auffassung, dass Prostituierte, wie andere Menschen auch, ein Recht auf Selbstbestimmung, und wie andere Gewerbetreibende auch, ein Recht auf freie Berufsausübung haben sollten.„